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28.11.2022

Mit der "Heule Eule" Deutsch lernen und die Herkunftssprache pflegen

Das Kommunale Integrationszentrum des Kreises RE hat in der Unterkunft für Geflüchtete an der Herner Straße ein Pilotprojekt gestartet. Im Mittelpunkt: ein mehrsprachiger Lesekoffer.

Die „Heule Eule“ weint – auf Deutsch und auf Arabisch. Das bekannte Kinderbuch von Paul Friester ist eines von insgesamt zehn Büchern in einem mehrsprachigen Lesekoffer. Den Koffer hat das Kommunale Integrationszentrum (KI) des Kreises Recklinghausen zusammengestellt. In dieser Woche wurde er als Pilotprojekt an die städtische Übergangsunterkunft an der Herner Straße in Recklinghausen übergeben.
„Studien belegen, dass sich Mehrsprachigkeit positiv auf den Bildungserfolg auswirkt“, sagte Maria Bongers, SkF-Sozialarbeiterin in der Unterkunft, in der Menschen aus dem Irak, Syrien, Afghanistan, der Türkei oder dem Libanon leben. Darunter seien oft auch Minderheiten, die spezielle Dialekte pflegen - wie etwa Kurden, die Sorani sprechen. „Man muss die Muttersprache mitnehmen, um richtig Deutsch lernen zu können“, sagt Maria Bongers. „Zweisprachigkeit ist ein Geschenk - keine Belastung.“

Zum Start des Projektes luden Nurcan Göl und Lotte Schelleckes vom KI zu einer kleinen Vorleserunde mit Bilderbuchkino ein. Mit Unterstützung der beiden Tagespflegerinnen der Kindergruppe, Linda Jafar und Anett Isayan, die auf Arabisch und Russisch vorlasen, lauschten die Kinder mit leuchtenden Augen unter anderem der Heule Eule.

Der Lesekoffer enthält mehrsprachig gestaltete Bücher in insgesamt 19 verschiedenen Sprachen, darunter auch Farsi, Dari, Kurdisch, Bulgarisch, Serbisch, Ukrainisch, Russisch und Rumänisch. Der Lesestoff ist sorgfältig ausgesucht und zusammengestellt und beschäftigt sich unter anderem mit dem Thema Diversität. Das Ziel des Projektes ist es, Eltern oder anderen Begleitpersonen, die in der Unterkunft wohnen, mehrsprachiges Vorlesen zu ermöglichen. Sowohl die Vorlesetechniken der Eltern als auch die Lesefreude der Kinder sollen damit gestärkt werden. „Durch das mehrsprachige Vorlesen werden die Kinder nicht nur an die deutsche Sprache herangeführt, sondern auch die Herkunftssprache wird wertgeschätzt“, betont Lotte Schelleckes vom Kommunalen Integrationszentrum (KI).

Neben den Kinderbüchern enthält der Lesekoffer auch zwei Handpuppen, mit denen das Vorlesen spielerisch noch unterstützt werden kann. Schnatterschnute und Gregor, der Drache, kommen bei der Vorstellung des Koffers bei den Kindern mindestens genauso gut an wie die Bücher selbst. Die Möglichkeit, die Bücher für eine Woche auszuleihen, wurde an der Herner Straße 100 bereits zum Start gerne genutzt. „Ich freue mich sehr, dass dieser Lesekoffer zum Start hier in unsere Unterkunft kommt. Für uns und die Familien ist das eine sehr tolle Sache“, sagte Maria Bongers

Das Projekt wird im kommenden Jahr auf weitere Flüchtlingsunterkünfte im Kreis Recklinghausen ausgeweitet. Zwei weitere Lesekoffer stehen bereits in den Startlöchern und werden bald in die Unterkünfte rollen. Die Koffer bleiben vier Monate in der Unterkunft und werden dann an die nächste Einrichtung weitergegeben. „Das Hauptziel des Lesekoffers ist das Heranführen der Kinder an die Literatur für einen besseren Schulerfolg“, sagt Nurcan Göl vom KI.

Das Kommunale Integrationszentrum sucht noch ehrenamtliche Lesepat:innen, die Lust haben, den Kindern in der Unterkunft insbesondere am Wochenende vorzulesen. Die Lesepat:innen sollten neben Deutsch eine Sprache der geflüchteten Kinder sprechen: Arabisch, Tschetschenisch, Kurdisch, Ukrainisch oder Russisch.

Wer Interesse hat, kann sich beim Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Recklinghausen unter der Telefonnummer 02361/ 534918 oder 02361/ 534107 melden.

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