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16.01.2018

SkF lädt Flüchtlinge zur Demokratie-Rallye ein

Menschen unterschiedlicher Nationalitäten lernen das politische System der Bundesrepublik aus erster Hand kennen.

Nicht nur die deutsche Sprache lernen die Flüchtlinge in den standardmäßig angebotenen Integrationskursen, sondern ihnen werden durchaus auch Informationen über das Land vermittelt, in dem sie Zuflucht gefunden haben. Doch das reicht Maria Bongers, engagierte Flüchtlingsbetreuerin des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF), nicht aus.
Und so hat sie das Konzept einer „Demokratie-Rallye“ entworfen. Das Angebot, aus erster Hand mehr darüber zu erfahren, wie Politik in der Bundesrepublik auf den unterschiedlichen Ebenen funktioniert, wurde dankend angenommen. „Insgesamt haben 18 Männer und Frauen an dem Projekt teilgenommen. Und vor allem haben alle begeistert mitgemacht“, freute sich Maria Bongers über das Interesse ihrer Schützlinge.
Für die standen eine ganze Reihe von Terminen auf dem Programm. Sie nahmen an einer Sitzung des Integrationsrates der Stadt teil, verfolgten im Bürgerhaus Süd die letzte Ratssitzung des vergangenen Jahres mit der Verabschiedung des Haushaltes und statteten auch dem Bürgerbüro der CDU an der Bochumer Straße einen Besuch ab.
Höhepunkte waren aber ohne Frage der Besuch im Düsseldorfer Landtag und das Treffen mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Frank Schwabe im Herbert-Wehner-Haus an der Paulusstraße. Finanziert wurde das Projekt aus dem beim Kreis angesiedelten Fonds „Demokratie lebt“, der aus Bundesmitteln gespeist wird. „Es geht darum, möglichst nah zu erleben, was in Deutschland Demokratie heißt und wo die Unterschiede zum eigenen Heimatland sind“, sagte Maria Bongers. Bunte Gruppe im Herbert-Wehner-Haus
Es ist eine bunte Gruppe, die sich im Sitzungssaal des Herbert-Wehner-Hauses versammelt hat, um sich mit Frank Schwabe auszutauschen. Da sitzt die Klimaschutzspezialistin aus Armenien neben dem Mann aus Guinea, der als Aktivist der Opposition aus seiner Heimat flüchten musste. „Die Situation in Guinea ist in der Tat sehr schwierig. Die Opposition wird massiv unterdrückt“, sagte Schwabe, der als Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion für Menschenrechte und humanitäre Hilfe seit Jahren auch die Krisenherde der Welt bereist. Insofern war er für die Flüchtlinge ein interessanter Gesprächspartner.
„Warum liefert Deutschland zum Beispiel Waffen in Krisengebiet und unterstützt dadurch zweifelhafte Regime“, wollte einer der Teilnehmer der Diskussionsrunde wissen. Schwabe hält die Kritik für durchaus berechtigt. „Ich plädiere dafür, dem Vorschlag von Außenminister Sigmar Gabriel zu folgen und sämtliche Waffenlieferungen durch das Parlament absegnen zu lassen. Wir brauchen klare Richtlinien, dass tatsächlich in Krisenregionen keine Waffen geliefert werden. Leider sind diese gelockert worden“, sagte der SPD-Abgeordnete. Ein Problem kann kein Land alleine lösen
Gleichzeitig machte er aber auch deutlich, dass es nicht nur auf diesem Gebiet keine einfachen Lösungen gibt. „Es gibt eigentlich kaum noch ein Problem, das ein Land allein lösen kann. Deshalb brauchen wir mehr Kooperationen in einer Welt, die immer komplizierter wird. Weitere Frage der Flüchtlinge: „Warum dauert es so lange, bis über unsere Anträge entschieden wird?“ Diese Frage konnte Schwabe zwar nicht konkret beantworten. Er schlug jedoch vor, Auffangcamps einzurichten, wo zentral und schnell entschieden werden soll, wer bleiben darf oder nicht. „Klar sein muss aber auch: Es kann nicht jeder, der will, einfach zu uns kommen.“
Ein Flüchtling aus Bangladesch nutzte die Gelegenheit, um sich zu bedanken. „Deutschland gibt uns ein Dach über dem Kopf und Essen. Man kümmert sich gut um uns“, lobte er ausdrücklich auch die Betreuung durch den SkF.
Der Artikel erschien in der Recklinghäuser Zeitung am Samstag, 13. Januar 2018.

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