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17.06.2021

Wenn das Geld für Tornister, Buntstifte und Co nicht reicht

Der SkF und der Caritasverband Recklinghausen bitten um Spenden für die „Bildungsoffensive“, um einkommensschwachen Familien mit Schulkindern helfen zu können.

Die alleinerziehende Mutter von drei Kindern weiß nicht mehr weiter. Die Tochter ist längst aus ihren Klamotten herausgewachsen. Der Älteste freut sich auf das Fußballtraining – wenn ihm in der Corona-Pause nicht die Fußballschuhe zu klein geworden wären. Und nun wechselt auch noch der Kleinste auf die weiterführende Schule und braucht einen neuen Rucksack und anderes Schulmaterial. Wie das alles aus den Sozialleistungen bezahlen? Die Beraterinnen und Berater beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) und der Caritas Recklinghausen kennen solche prekären Familiensituationen. Mit der gemeinsamen „Bildungsoffensive“ helfen die Wohlfahrtsverbände schon seit 13 Jahren. Dazu braucht es aber auch in diesem Jahr wieder Spenden aus der Recklinghäuser Bürgerschaft.

Familien mit schulpflichtigen Kindern haben es besonders schwer, mit den SGB II-Leistungen auszukommen. Die Caritas und der SkF wollen für Entlastung sorgen und können das aber nur mit finanzieller Unterstützung durch die Recklinghäuserinnen und Recklinghäuser. Die bedürftigen Familien erhalten notwendiges Schulmaterial, damit abgewetzte Buntstifte, schmierende Füller und löchrige Ranzen zu Hause bleiben und nicht für Stigmatisierungen der Kinder sorgen. „Die Mittel der Bildungsoffensive können einen Beitrag dazu leisten, dass das frühe Leben von Kindern nicht nur aus Einschränkungen besteht“, sagt Daniel Ruppert, der beim SkF die Existenzsichernden Hilfen koordiniert. „Mit den Spenden der Bürgerinnen und Bürger können wir Familien die Möglichkeit geben, etwas mehr am ,normalen‘ gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.“

Und so funktioniert die Bildungsoffensive: SkF und Caritas kaufen mit den Spenden Hefte, Buntstifte, Füller, Zirkel, Tornister und was Schülerinnen und Schüler sonst noch alles brauchen. Die Fachleute in den Beratungen der Wohlfahrtsverbände verteilen diese Materialien, wenn sie in ihren Sprechstunden Bedarf feststellen. Unterstützung erhalten Familien mit Kindern, die eine Grund- oder Förderschule oder auch eine weiterführende Schule besuchen.

Die Corona-Pandemie hat Kinder und Jugendliche in den vergangenen anderthalb Jahren besonders belastet: Sie mussten ihre sozialen Kontakte herunterfahren. Schulschließungen, Distanz und Wechselunterricht haben das Lernen erschwert. Caritas und SkF finden: Bei der Rückkehr in den Präsenzunterricht darf es nicht an mangelhaften oder fehlenden Materialien liegen, dass Schülerinnen und Schüler im Unterricht nicht mitkommen oder ihre Hausaufgaben nicht erledigen können. „Zumal viele Familien durch Kurzarbeitergeld oder gar Corona-bedingter Arbeitslosigkeit aktuell einen noch kleineren finanziellen Puffer aufweisen, als sowieso schon“, erklärt Christian Löwentat, Ansprechpartner der „Bildungsoffensive“ beim Caritasverband.

In den Beratungen bekommen die Mitarbeitenden von Caritas und SkF einen genauen Einblick, wo es brennt, Familien Probleme haben. Gerade auch in finanziellen Dingen. Da kauft man schon in der „Recklinghäuser Tafel“ ein, doch ein defekter Herd wirft alle Sparbemühungen über den Haufen. Das Jobcenter gewährt für einen neuen Ofen ein Darlehen, das aber in sieben Raten von 50 Euro abgezahlt werden muss. Woher nun noch das Geld für die Schulmaterialien nehmen? Der Regelsatz reicht nicht aus, ohne auf andere Dinge zu verzichten. Ein Eis, das Freibad oder Kino stecken für die Kinder dann nicht drin. „Die Kinder erleben, dass sie nicht dazu gehören, da sie sehen, wie ihre Freunde regelmäßig ins Kino oder schwimmen gehen“, sagt Ruppert.

Auch die zusätzlichen Mittel aus dem Topf für Bildung und Teilhabe reichen nicht. „Am Schuljahresanfang sind das 103 Euro. Da kann sich jeder ausrechnen, wie weit Familien mit der Materialliste der Schulen kommen“, erklärt Maria Bongers, SkF-Sozialarbeiterin in der Unterkunft Herner Straße. Früher sind Kinder aus geflüchteten Familien mitunter mit einer Plastiktüte zu ihrem ersten Schultag aufgebrochen. „Das war entwürdigend und hat das Bild bei Lehrern, Eltern und Schülern verfestigt“, sagt Maria Bongers. Aber es ist ein Bild aus der Vergangenheit, der Bildungsoffensive von Caritas und SkF Recklinghausen und der Unterstützung der Spender sei Dank.

Info:

Helfen Sie Kindern aus bedürftigen Familien in Recklinghausen und unterstützen Sie die „Bildungsoffensive“ von Caritas und SkF; Spendenkonto beim Caritasverband RE, Stichwort: „Bildungsoffensive“, IBAN DE34 4265 0150 0090 2147 76; Sparkasse Vest Recklinghausen

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